Jüngste, in der Zeitschrift Nature Mental Health veröffentlichte Forschungsergebnisse zeigen einen besorgniserregenden Zusammenhang zwischen Cannabiskonsumstörungen und verschiedenen psychiatrischen Störungen. Die Studie deutet darauf hin, dass Personen mit Cannabiskonsumstörungen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, verschiedene psychische Probleme zu entwickeln. Diese Erkenntnis könnte als Grundlage für Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit dienen.
Marco Galimberti, ein assoziierter Forscher an der Yale School of Medicine und der Hauptautor der Studie, hebt die doppelte Natur der Beziehung hervor: Nicht nur erhöht eine Cannabiskonsumstörung das Risiko psychiatrischer Erkrankungen, sondern auch bestehende psychiatrische Störungen können das Risiko der Entwicklung einer Cannabiskonsumstörung erhöhen.
Laut der National Survey on Drug Use and Health aus dem Jahr 2021 haben etwa 52,5 Millionen Amerikaner ab 12 Jahren mindestens einmal Cannabis probiert. Die Forschung schätzt, dass etwa 30% dieser Konsumenten eine Cannabiskonsumstörung entwickeln könnten, die durch ein problematisches Konsummuster gekennzeichnet ist, das zu erheblicher Belastung oder Beeinträchtigung der täglichen Funktionsfähigkeit führt.
Die Studie nutzte zuvor veröffentlichte genomweite Assoziationsstudien (GWAS), um die genetischen Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsumstörungen und verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen zu untersuchen. Bei GWAS werden Millionen von genetischen Markern untersucht, um Variationen im Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten zu ermitteln. In dieser Analyse konzentrierten sich die Forscher auf die Cannabiskonsumstörung und mehrere wichtige psychiatrische Merkmale und deckten mehrere bidirektionale kausale Beziehungen auf.
In früheren Studien wurden bereits Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsumstörungen und Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen festgestellt. Diese neue Studie ist jedoch die erste, die bidirektionale Beziehungen zwischen Angststörungen, schweren depressiven Störungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) aufzeigt.
Joel Gelernter, einer der Hauptautoren und Professor für Psychiatrie, Genetik und Neurowissenschaften in Yale, betonte die Bedeutung dieser Ergebnisse. Er wies darauf hin, dass Cannabis zwar eine wirksame Behandlung für Erkrankungen wie PTBS sein kann, die Daten jedoch das Gegenteil nahelegen. Im Laufe der Zeit scheint der Cannabiskonsum eher zur Entwicklung einer PTBS beizutragen als sie zu lindern. Gelernter betonte, dass solide wissenschaftliche Beweise erforderlich sind, um medizinische Behauptungen über Cannabis zu untermauern, da es derzeit für viele psychiatrische Erkrankungen keine klinischen Studien gibt.
Die Ergebnisse dieser Studie bieten eine faktische Grundlage für Fachleute des öffentlichen Gesundheitswesens, um die Risiken und Vorteile des Cannabiskonsums bei Personen mit psychischen Störungen zu bewerten. Mit der zunehmenden Legalisierung von medizinischem Cannabis wächst der Trend, dass Kliniker es für eine Vielzahl von Erkrankungen verschreiben. Gelernter warnt jedoch, dass diese Praxis nicht ratsam ist, solange keine soliden Beweise aus randomisierten klinischen Studien vorliegen, die die Wirksamkeit von Cannabis als Behandlungsoption belegen.
Diese Forschungsarbeit wurde von den National Institutes of Health und der Universität Yale unterstützt, mit zusätzlicher Finanzierung durch das Department of Veterans Affairs Office of Research and Development. Die Autoren versichern, dass ihre Ergebnisse nicht unbedingt die offiziellen Ansichten der National Institutes of Health widerspiegeln.