Die Australian Medical Association (AMA) setzt sich für eine strengere Regelung des Special Access Scheme (SAS) und des Authorised Prescriber Scheme (APS) in Bezug auf die Verschreibung von medizinischem Cannabis ein. Diese Regelungen ermöglichen es Patienten, bei Bedarf nicht zugelassene therapeutische Produkte zu erhalten. Das SAS ermöglicht den individuellen Zugang auf Einzelfallbasis, wobei die Angehörigen der Heilberufe im Namen der Patienten Anträge bei der Therapeutic Goods Administration (TGA) stellen müssen. Im Rahmen des APS können zugelassene Ärzte bestimmte nicht zugelassene Produkte an Gruppen von Patienten mit bestimmten Erkrankungen verschreiben, ohne dass ein individueller Antrag gestellt werden muss.
Seit der Legalisierung von medizinischem Cannabis in Australien im Jahr 2016 ist die Verschreibungspraxis weiterhin streng geregelt. Die AMA hat jedoch Schwachstellen in diesen Vorschriften festgestellt, insbesondere im Zusammenhang mit der zunehmenden Nutzung von telemedizinischen Diensten. Ein bemerkenswerter Fall betraf einen Arzt, der in nur sechs Monaten mehr als 31.000 Patienten medizinisches Cannabis verschrieb, was Bedenken hinsichtlich der Angemessenheit der Aufsicht aufkommen ließ.
AMA-Präsidentin Dr. Danielle McMullen betonte, dass die TGA zwar nicht das Verhalten von Angehörigen der Gesundheitsberufe regelt, dass aber eine angemessene Prüfung von Praktikern erfolgen sollte, die nicht zugelassene therapeutische Produkte anbieten. Die AMA schlägt vor, dass die TGA einschlägige Informationen mit der australischen Health Practitioner Regulation Agency (Ahpra) austauscht, wenn es erhebliche Bedenken gibt.
In einer förmlichen Eingabe an die TGA schlug die AMA weitere Reformen vor, darunter eine Überprüfung der Kategorien medizinischer Cannabisprodukte. Dr. McMullen forderte insbesondere die Streichung der Kategorie 5, die Produkte mit einem THC-Gehalt von mehr als 98% umfasst. Diese Kategorie wird häufig verschrieben, aber die AMA argumentiert, dass es keine Rechtfertigung für solch hohe THC-Gehalte in medizinischem Cannabis gibt.
Darüber hinaus empfiehlt die AMA, dass therapeutische Produkte im Australian Register of Therapeutic Goods (ARTG) registriert werden sollten. Um zu verhindern, dass das SAS als Schlupfloch zur Umgehung der ARTG-Registrierung genutzt wird, fordert die AMA die TGA auf, die Menge der über das SAS zugänglichen Produkte zu begrenzen, bevor eine obligatorische Registrierung im ARTG erforderlich ist.
In der detaillierten Stellungnahme der AMA an die TGA werden diese vorgeschlagenen Änderungen dargelegt, die sicherstellen sollen, dass die Rahmenbedingungen für medizinischen Cannabis in Australien sowohl wirksam als auch sicher für die Patienten sind.