Während sich die Legalisierung von Marihuana in Staaten wie Colorado ausbreitet, stellt die Gewährleistung der Sicherheit von Cannabisprodukten eine große Herausforderung dar, da es an Langzeitdaten über Risiken im Zusammenhang mit Pestiziden und Verunreinigungen fehlt. Jeff Raber, CEO von The Werc Shop und Cannabis-Pädagoge an der Universität von Denver, betont, dass die Sicherheit von Person zu Person variiert und von Faktoren wie der individuellen Toleranz und den Konsumgewohnheiten beeinflusst wird.
Als Colorado vor mehr als zehn Jahren Marihuana legalisierte, mussten sich die Aufsichtsbehörden auf die begrenzten vorhandenen Informationen über die potenziellen Risiken verschiedener Substanzen in Cannabisprodukten verlassen. Colorado schreibt vor, dass die Erzeuger ihre Ernte auf verschiedene Verunreinigungen wie Hefe, Schimmel, E. coli, Pestizide und Schwermetalle wie Blei untersuchen. Außerdem müssen die Hersteller auf Lösungsmittelrückstände aus dem Produktionsprozess prüfen.
Raber weist darauf hin, dass sich die Wissenschaft über die Sicherheit von Pestiziden bei Marihuana noch in der Entwicklung befindet. Bestehende Tabakvorschriften gelten nicht direkt, da Cannabisanbauer oft andere Pestizide verwenden. Colorado hat zwar seine Pestizidstandards aktualisiert, um sie an die kanadischen Vorschriften anzugleichen, aber es bleiben viele Fragen offen, welche Mengen dieser Chemikalien für den Konsum sicher sind.
Eine von Raber mitverfasste Studie aus dem Jahr 2013 kam zu dem Ergebnis, dass erhebliche Mengen an Pestiziden durch Rauchgeräte übertragen werden können, obwohl die Studie keine neueren Vorschriften berücksichtigte, die die derzeitigen Risiken möglicherweise verringert haben. Die derzeitige Forschung konzentriert sich in erster Linie darauf, wie Cannabis auf die Konsumenten wirkt, und weniger darauf, die Sicherheit bestimmter Chemikalien in rauchbaren Produkten zu bestimmen.
Die Einschränkungen für die Forschung werden durch die bundesstaatlichen Beschränkungen für den Cannabisanbau zu Studienzwecken noch verschärft, obwohl Wissenschaftler aus Colorado Pestizidrückstände und Schwermetallkontaminationen untersuchen.
Mark Lefsrud, ein Forscher für medizinisches Cannabis an der McGill University, weist darauf hin, dass nicht alle Schadstoffe in Cannabis ein Inhalationsrisiko darstellen. So sind beispielsweise Schwermetalle in Esswaren bedenklicher als beim Rauchen, da diese Metalle beim Einatmen nicht so leicht in schädliche Partikel umgewandelt werden. Ebenso überleben E. coli-Bakterien in der Regel nicht die hohen Temperaturen beim Rauchen, und Colorado hat seit 2020 keine Rückrufe wegen bakterieller Verunreinigungen gemeldet.
Schimmelpilze stellen jedoch eine noch größere Gefahr dar. Personen mit geschwächtem Immunsystem oder Lungenerkrankungen sind besonders anfällig für das Einatmen von Schimmelsporen. Colorado erlaubt es den Erzeugern, ihre Produkte zu desinfizieren, um überschüssigen Schimmel zu beseitigen, aber dieses Verfahren entfernt nicht die Toxine, die der Schimmel vor der Behandlung produziert haben könnte. Raber warnt, dass unsichtbare Kontaminanten oft die größte Gefahr darstellen.
Die Colorado Marijuana Enforcement Division schreibt vor, dass Chargen, die bei Schimmeltests durchfallen, getestet werden müssen, wenn die Erzeuger sie für andere Verwendungszwecke, z. B. Konzentrate, sanieren wollen. Die Abteilung hat jedoch keine Rückrufe herausgegeben oder Maßnahmen gegen Unternehmen wegen toxinbedingter Fehler ergriffen.
Die Vorschriften über die zulässigen Schadstoffwerte variieren von Staat zu Staat. Im Allgemeinen sind die Staaten bei der Festlegung dieser Normen vorsichtig vorgegangen und haben ihre Entscheidungen oft auf der Grundlage unvollständiger Daten getroffen.
Raber merkt an, dass die Staaten zwar schnell auf kurzfristige Gesundheitsprobleme aufgrund kontaminierter Chargen reagieren können, die Verfolgung der langfristigen Auswirkungen des Cannabiskonsums jedoch eine Herausforderung bleibt. Die Konsumenten konsumieren oft verschiedene Produkte, was die Zuordnung der gesundheitlichen Folgen zu bestimmten Kontaminanten erschwert.
Als Fachmann in der Branche rät Raber nicht vom Konsum durch Erwachsene ab, betont aber, wie wichtig es ist, dass die Verbraucher über die Sicherheitslücken aufgeklärt werden. Als praktische Strategien für die Verbraucher schlägt er vor, die Produktauswahl zu variieren, um die Exposition gegenüber bestimmten Schadstoffen zu minimieren, und den Konsum einzuschränken.
Letztendlich werden kontinuierliche Forschung und eine verbesserte Datenerfassung von entscheidender Bedeutung sein, um die Sicherheit von Marihuana-Produkten zu gewährleisten und den Verbraucherschutz zu garantieren, während sich die Branche weiter entwickelt.
